Frank Werger

25.11.1953 - 20.08.2014

 

Werke 1996 - 2011

Alle Bilder ohne Titel, Mischtechnik auf Leinwand / Nessel / Holz    Preise auf Anfrage                                                                             


ohne Titel, 2008, Mischtechnik auf Büttenpapier 65 x 50 cm    Preise auf Anfrage                              


Presse

Göttinger Tageblatt  16.09.2012

 

Graben im persönlichen Feld der geschichteten Moderne

 

Die Spur, die Frank Werger zieht, besteht aus Zeichen, sie zieht sich von weit her durch verschiedene Ebenen, Schichten von Sand, Geröll, Fundstücken und ihr Anfang mag längst nicht mehr auszumachen sein. Einige Stöcke liegen am Wegesrand, aber auch Gold könnte man finden, vielleicht.

 

Zunächst aber beginnt es profan: Ein zerrissener Schnipsel einer Verlagsanstalt, ein Erratum vermutlich, teilt mit: „Bei den Fragen 1,2,4 und 6 ist der Zusatz „und Kraftfahrstraßen“ zu streichen“. Die collagierten Stücke werden von weiteren, allerdings unlesbaren, begleitet. Sie sind mit Farbe überdeckt, eingewachsen in die Oberfläche der Malerei, die sich wiederum aus vermeintlich Zeichenhaftem, Schlangenlinien auf wechselndem Grund, generiert. Darunter, Schicht um Schicht, Gestaltgebendes, Palimpsestartiges, gereinigt, überlagert, freiliegend und doch längst verschwunden. Erdig bearbeitet wirken die grauen, dunkleren Teile der Bilder, andernorts flirren Rot- und Magentatöne umeinander, umgibt sich Aprikose mit Orange an Sand.

 

Mit weniger Heftigkeit als Tapies, mit weitaus mehr Ordnung als Twombly, mit weniger Fundsachen als Dadaisten oder Kubisten gräbt Werger nicht nur in der Kunst der Moderne, sondern auch in einem ganz persönlichen Feld, so scheint es. Er spachtelt und malt, holt hervor und überklebt, arbeitet orientiert an Material und Form, komponiert dabei klassisch. (...)

 

Von Tina Lüers

 

Vita

 

geboren 1953 in Hannover

 

Abitur, Zivildienst, Lehre als Feinmechaniker

 

Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig

Erstes Staatsexamen, Referendariat, Zweites Staatsexamen

 

freischaffender Maler und Grafiker seit 1988

 

2001 Heirat mit Gisela Zettelmeier

 

Kunsterzieher am Oberharz-Gymnasium Braunlage von 2003 bis 2011

 

seit 2008 schwere, fortschreitende Erkrankung

 

2011 erzwingt die Krankheit die Aufgabe des Braunschweiger Ateliers

 

2012 entstehen die letzten großen Malereien im Braunlager Küchen-Atelier

 

am 20. August 2014 findet Frank Werger Erlösung von seinem Leiden

Ausstellungen

 

2015  Künstlerhaus Braunschweig zu Gast im Allgemeinen Konsumverein, Braunschweig (E)

 

2012  Künstlerhaus Göttingen (E)

           Galerie j3fm, Hannover (E)

 

2009  Wernigeröder Kunst- & Kulturverein (E)

           Kloster Michaelstein (E)

 

2008  Evangelische Akademie Loccum (E)

 

2007  Kunstverein Springe Jubiläumsausstellung

 

2006  Kunstverein Springe (E)

           Museumszentrum Lorsch (E)

           Bundesministerium der Justiz (mit Denis Stuart Rose)

 

2005  Kunst- und Antiquitätenmesse Hannover (Galerie Koch)

           Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)

 

2004  Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)

           Art Frankfurt (Galerie Koch)

 

2003  Galerie Koch, Hannover (E)

 

2002  Niedersächsisches Umweltministerium, Hannover (E)

           Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig (E)

 

2001  Galerie „On dirait la mer“, Marseille (E)

 

2000  Verwaltungsgericht Hannover (E) 

           Kulturinstitut Müvézet Malom, Szentendre, Ungarn (mit Denis Stuart Rose) 

           Hidegzuhany Galéria, Tatabánya, Ungarn (E) 

           Expo Hannover, Deutscher Pavillon

           Teilnahme am 4. Internationalen Stahlbildhauersymposium in Tatabánya, Ungarn

 

1999  Forum im Kreishaus, Goslar (E)

           Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland, New York City (E) Katalog

 

1998  Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Bonn (E) Katalog

           Niedersächsische Gesellschaft für Landesentwicklung und Wohnungsbau mbH, Hannover (E)

           Galerie der Norddeutschen Landesbank, Braunschweig (E)

 

1997  Niedersächsisches Ministerium der Justiz und für Europaangelegenheiten, Hannover (E)

           Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)

 

1996  Kunstverein Schopfheim (E)

           Galerie Fondermann, Malente-Kirchnüchel

 

1995  Galerie Kunstück, Oldenburg (E)

 

1994  Buch und Kunst, Braunschweig (E)

 

1992  Oberverwaltungsgericht Schleswig (E)

 

1991  Galerie Bild und Glas, Hamburg (E)

           Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe (E)

 

1989  Kunstverein Jerxheim (E) 

           Galerie im Alten Weserhof, Bevern (E)

 

E = Einzelausstellung


 

Bundesministerium der Justiz, Berlin 2006

 

JUST IN TIME 
Denis Stuart Rose & Frank Werger

Klanginstallation: 11 Stelen (Stahl, Weißblech) - 13 Stühle, geweißt - Mixed Media

 

Die Installation im Innenhof des Bundesministeriums der Justiz folgt der Ordnung des Raumes. Die Bodenplatten der Stelen sind in Größe und Platzierung exakt auf die Pflasterung des Hofes bezogen.

Die Stühle untergraben diese strenge Ordnung spielerisch. Ihrer Funktion beraubt, gewinnen sie - als geweißte Form und als Relikt - für sich ihre eigene neue Dimension. Zum Sitzen und Innehalten sind sie nicht da.

 

Der Installation nähertretend dann: Eindrücke von Verfall, von Rost und Schmutz, archetypische Zeichen von Vergänglichkeit. Aus den schrundigen Stahlstelen kaum wahrnehmbare (Alltags)-Geräusche, Gewisper und Geraune. Sie zu dechiffrieren versuchend, muss der Betrachter sich den Stelen auf kurze Distanz nähern. Aber was hört er da - und: gerät er dabei nicht in die Rolle des Belauschenden? Eine Anspielung vielleicht auf den Ort der Installation: das Bundesministerium der Justiz?

 

Die Rätselhaftigkeit der Töne und Geräusche aus dem Inneren der Stehlen, ihre Flüchtigkeit, die der Betrachter im Weitergehen erfährt: stellen sie die in vielen Kulturen verwurzelten Konnotationen des Topos Stele - besonders als Symbol des Fortlebens - subtil in Frage? Und führen dann die anarchischen Stühle um die Stelen herum nicht so etwas wie einen stillen Mummenschanz auf?

 

Foto: Helga Licht-Rose